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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Fachkräftemangel bremst das Recht auf Reparatur

20.10.2025
Mit der EU-Richtlinie „Recht auf Reparatur“, die spätestens bis zum 31. Juli 2026 in deutsches Recht überführt werden soll, verfolgt die Europäische Union ein ehrgeiziges Ziel: Elektroabfälle zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Doch schon die Ergebnisse der im Sommer 2025 im Auftrag des Handelsverband Technik (BVT) und des Spezialversicherers und Fachhandelspartners Wertgarantie vom IFH Köln durchgeführten Studie zeigten: Der personelle Mehraufwand, der durch das Recht auf Reparatur erwartet wird, ist aus Sicht der Betriebe eine besonders große Herausforderung. 85 Prozent der befragten Fachhändler erachten die Verfügbarkeit qualifizierter Reparaturfachkräfte als entscheidend, um der erwarteten steigenden Nachfrage nach kompetenten Reparaturen nachzukommen. Gleichzeitig befürchten 80 Prozent eine weitere Verschärfung der ohnehin knappen Personal- und Zeitressourcen. Die nun vorliegende vertiefende Analyse des IFH Köln, des Handelsverband Technik (BVT) und von Wertgarantie „Das Recht auf Reparatur: Der Arbeitsmarkt als Schlüsselfaktor für den Erfolg der neuen EU-Richtlinie“ wirft deshalb einen gesonderten Blick auf die Auswirkungen der EU-Richtlinie auf den Arbeitsmarkt aus Sicht der relevanten Akteure.

Zurückhaltung bei personeller Aufstockung und erwartete Nachfrage führen zu Dilemma
Wie die Ergebnisse der Gesamtstudie aus dem Sommer bereits zeigten, herrscht im Fachhandel und seitens der Hersteller eine eher abwartende Haltung gegenüber der Einführung des Rechts auf Reparatur. So plant die Mehrheit der befragten Fachhandelsunternehmen (61 %) aktuell keine personellen Aufstockungen im Bereich Reparatur, nur ein Drittel (33 %) hat dies vor.

„Hier offenbart sich ein Dilemma, das auch von den befragten Expertn in der vertiefenden Analyse angesprochen wird. So wird befürchtet, dass das Recht auf Reparatur zu scheitern droht, wenn zum offiziellen Start der EU-Richtlinie nicht genügend Kapazitäten bei Fachhandel und Herstellern vorhanden sind, um eine positive Erfahrung für Verbraucher zu gewährleisten“, erklärt Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Strategic Insights & Analytics und Mitglied der Geschäftsleitung IFH Köln.
 
Fachkräftesituation wird als zentrale Herausforderung gesehen
Acht von zehn der befragten Fachhändler (84 %) empfinden die Rekrutierung von geeignetem Fachpersonal als sehr schwierig beziehungsweise eher schwierig. Aus Sicht der Befragten erschweren insbesondere die hohen Lohnanforderungen in elektrotechnischen Berufen den freien Werkstätten und dem Fachhandel das Gewinnen geeigneten Personals. Hinzu kommt der demografische Wandel, der die Situation noch verschärft. So zeigt die Engpassanalyse der Agentur für Arbeit2: Rund ein Viertel der Beschäftigten in elektrotechnischen Berufen sind um die 55 Jahre oder älter. Die große Mehrheit der befragten Fachhändler (90 %) in der Gesamtstudie erwarten daher einen weiterwachsenden Fachkräftemangel im Reparaturbereich.

„Das Recht auf Reparatur wird seine gewünschte Wirkung nur dann entfalten, wenn die erhöhte Nachfrage nach professionellen Reparaturen in den kommenden Jahren auch flächendeckend bedient werden kann. Jedoch zeigt sich bei qualifizierten Reparaturfachkräften bereits heute ein deutlicher Engpass“, so Konrad Lehmann, WERTGARANTIE-Vorstand. „Die gezielte Förderung der Aus- und Weiterbildung im Bereich Elektrotechnik ist nun dringend notwendig – auch um die Attraktivität des Berufes weiter zu steigern. So kann die Richtlinie dazu beitragen, das Reparaturvolumen im Sinne der Wertschöpfung wie auch des Umweltschutzes nachhaltig zu steigern.“

Niedrigschwellige und lohnunabhängige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
86 Prozent der Befragten des Fachhandels sprechen sich dafür aus, die Aus– und Weiterbildung von Reparaturfachkräften weiter zu fördern, um den Engpässen auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Experten schlagen diesbezüglich insbesondere Zertifikatslehrgänge und Praxistrainings vor, um dem Fachkräftemangel schnell und effektiv entgegenzutreten. Dabei müsse die körperliche Sicherheit der Techniker als auch der Verbraucher gewährleistet bleiben. Ergänzend könnten Reparaturdienstleister auch stärker auf lohnunabhängige Anreize rund um das Thema Work-Life-Balance setzen − beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle für Alleinerziehende − um Fachkräfte zu gewinnen.

„Mehr reparieren und damit Geräte länger nutzen ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Aber irgendjemand muss es machen und es gibt derzeit nicht genügend Fachkräfte, ein wachsendes Reparaturvolumen zu bewältigen“, so Frank Schipper, Vorsitzender Handelsverband Technik (BVT). „Wenn wir das Recht auf Reparatur zu einem Erfolgsmodell machen wollen, brauchen wir für Reparaturbetriebe Unterstützung bei der Ausbildung, Abbau bürokratischer Hürden und eine wirtschaftliche Perspektive für die Schaffung neuer Arbeitsplätze.“

Die Analyse kann hier kostenfrei heruntergeladen werden. https://www.ifhkoeln.de/teilen/recht-auf-reparatur/ 

Über die vertiefende Analyse
Die Analyse ergänzt die Gesamtstudie „Das Recht auf Reparatur: Anspruch, Umsetzung und Wirkung aus Perspektive der wichtigsten Akteure“ indem sie untersucht, welche arbeitsmarktbezogenen Effekte Stakeholder im Kontext des „Rechts auf Reparatur“ erwarten. Ziel ist es, Klarheit über Beschäftigungspotenziale, veränderte Qualifikationsanforderungen und die Rolle politischer Rahmenbedingungen zu schaffen – und damit Impulse für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Bildung zu geben.​ Grundlage der Analyse sind Expertengespräche mit Vertretern der Bundesagentur für Arbeit, der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), der Deutschen Industrie- und Handelskammer sowie der KRIX-ACADEMY. Ergänzend fließen Ergebnisse der Gesamtstudie ein.

Über die Studie 
Die Studie „Das Recht auf Reparatur: Anspruch, Umsetzung und Wirkung aus Perspektive der wichtigsten Akteure“ des IFH KÖLN rund um den Anspruch, die Umsetzung und die Wirkung der EU-Richtlinie „Recht auf Reparatur“ basiert auf einer quantitativen Befragung von Verbrauchern (repräsentativ), Fachhändlern, Herstellern und Gesprächen mit Unternehmen der Ersatzteilwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Technik des Einzelhandels e.V. (BVT) und dem Spezialversicherer Wertgarantie. Dafür wurden im ersten Halbjahr 2025 4.131 Verbrauchern befragt, 164 Betriebe aus dem Fachhandel, die Elektro- und Haushaltsgeräte vertreiben, 20 von 31 relevanten Herstellern von Elektro- und Haushaltsgeräten und 6 Unternehmen der Ersatzteilwirtschaft.

Über das IFH KÖLN 
Als Brancheninsider liefert das IFH KÖLN Informationen, Marktforschung und Beratung zu handelsrelevanten Fragestellungen rund um eine erfolgreiche Gestaltung der Zukunft und der Entwicklung passender Geschäftsmodelle. Das IFH KÖLN ist erster Ansprechpartner für unabhängige, fundierte Daten, Analysen und Strategien, die Unternehmen und Handelsstandorte erfolgreich und zukunftsfähig machen. Durch die Betrachtung von Märkten, Kunden und dem Wettbewerb, bietet das IFH KÖLN einen 360°-Blick für die Strategieableitung bei handelsrelevanten Themen. In maßgeschneiderten Projekten werden Kunden bei strategischen Fragen rund um Digitalstrategien, bei der Entwicklung neuer Märkte und Zielgruppen oder bei Fragen der Kanalexzellenz unterstützt. Mit der Tochtermarke ECC KÖLN ist das IFH KÖLN seit 1999 im E-Commerce aktiv und widmet sich dem Community- und Know-how-Transfer für die Digitalisierung im Handel.
Mehr unter: www.ifhkoeln.de

Über den Handelsverband Technik (BVT)
Der Handelsverband Technik (BVT - Bundesverband Technik des Einzelhandels e.V.) ist die berufspolitische und fachliche Interessenvertretung des technisch orientierten Fachhandels in Deutschland. Der Verband vertritt die Interessen von 19.000 Einzelhandelsunternehmen mit 23.000 Arbeitsstätten und 100.000 Beschäftigten aus den Branchen Konsumelektronik, Mobil-/Telekommunikation, Informationstechnik, PC/Multimedia, Foto/Imaging, Elektro-Hausgeräte, Küchen und Beleuchtung. Der BVT ist dem Handelsverband Deutschland - HDE angeschlossen.

Ansprechpartner für Presseanfragen: 
Joachim Dünkelmann | Stellvertretender Geschäftsführer BVT
Tel: 0221 27166-14
bvt@einzelhandel-ev.de
www.bvt-ev.de

Über Wertgarantie 
Wertgarantie ist der Fachhandelspartner Nr.1 im Bereich Garantie-Dienstleistung und Versicherung für Haushalts- und Konsumelektronik, Fahrräder, E-Bikes und E-Scooter sowie Smart Home-Anlagen, Hörgeräte und Hausleitungen. Seit 1963 bietet das zur Wertgarantie Group zählende Unternehmen Garantie-Lösungen über die gesetzliche Gewährleistung hinaus. Kunden finden Wertgarantie-Produkte vor allem im mittelständischen Fachhandel. Weitere Partner des Spezialversicherers sind Verbundgruppen, Hersteller, Werkskundendienste und Dienstleistungsunternehmen. Über 1.300 Mitarbeiter sind in der Wertgarantie Group tätig, der Bestand der Gruppe zählt aktuell rund 8,4 Millionen Kunden. 

Ansprechpartnerin für Presseanfragen: 
Ulrike Braungardt | Abteilungsleitung | Unternehmenskommunikation
Tel: 0511 71280-71128
u.braungardt@wertgarantie.com
www.wertgarantie.com

 



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Joachim Dünkelmann (stv. Geschäftsführer) Tel. 02 21 / 2 71 66 - 14
E-Mail: bvt@einzelhandel-ev.de

Der Bundesverband Technik des Einzelhandels e.V. (BVT) ist die berufspolitische und fachliche Interessenvertretung des technisch orientierten Fachhandels in Deutschland. Der Verband vertritt die Interessen von 19.000 Einzelhandelsunternehmen mit 23.000 Arbeitsstätten und 100.000 Beschäftigten aus den Branchen Konsumelektronik, Mobil-/Telekommunikation, Informationstechnik, PC/Multimedia, Foto/Imaging, Elektro-Hausgeräte, Küchen und Beleuchtung. Der BVT ist dem Handelsverband Deutschland - HDE angeschlossen.

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